»Stimmenpracht aus Schloss Windsor: vom Himmel hoch Sechs!«
„Mapping the Stars“ haben die weltweit gefeierten Sänger von The Queen's Six aus Windsor Castle ihr aktuelles Programm getauft. Während der Titel vor allem stellare Themen von Musik der Renaissance bis zum Pop-Hit verbindet, funkelten die sechs brillanten Stimmen ebenso sternenklar in den riesigen Kirchenräumen: a-cappella-Gesang vom Feinsten, welcher über 4.500 Zuhörer in den Konzerten der diesjährigen Sommer-Tournee lockte: Voices made in England!
Das lange Warten hat sich gelohnt!
Mit großen Tönen wurden die Konzerte in ganz Deutschland angekündigt, entsprechend hoch durfte auch die Erwartung an solch ausgestalteten Abend sein. Einerseits wurde das Ensemble in einigen Regionen, bedingt durch Ausfälle in der Pandemie, seit Jahren sehnlichst erwartet. Im Jahr 2019 etwa entwickelten sich Auftritte des Sextetts zu überregionalen Highlights, als Sie nur kurz nach dem königlichen Mega-Event der Royal Wedding, wo die Sänger als Teil des St. Georges Chaple Choirs live in der BBC vor über 3 Mrd. Menschen sangen, in Deutschland „live in Concert“ zu erleben waren. So konnte man rückblickend das große Interesse aberwitzig als „Ausnahmezustand“ betiteln. Diese eindrucksvollen Auftritte vor hunderten und tausenden von Zuhörern bewegen das Ensemble bis heute. So war klar: 2025 ist man endlich wieder dort vor Ort, wo 2019 gemeinsam mit (dem Vorläufer von) Klassik Deluxe alles anfing. Wenn Chorsänger aus England auf Chorsänger aus Dresden treffen: Das kann doch nur Gutes bedeuten? Das lange Warten hat sich gelohnt: vor vollen Häusern begeisterten die Sänger ihre Zuhörer.
Fotos: Marcus Hartelt
Das Wiederhören in Bautzen
Der Dom St. Petri in Bautzen ist ein eindrucksvoller Raum an dessen großen akustischen Nachhall schon so mancher Kammerchor mit einer Bach-Motette ins Schwitzen geriet. Nachdem bereits 2019 zu einer geistlichen Abendmusik viele hundert Zuhörer in das höchste Gebäude der Senfstadt strömten waren die akustischen Gegebenheiten für die sechs Stimmen von Lissi, Tom, Dominic, Nicholas, Louis und Simon sehr tauglich: schluckten die über 600 Zuhörerinnen und Zuhörer doch die eine oder andere Sekunde des Nachhalls und bescherten von Reihe 1 bis in die weit entfernten, voll besetzten Emporen des Doms einen sternenklaren a-cappella-Zauber welcher die Menschen begeisterte und berührte.
Von Monteverdi zur „Carte du Ciel“
Ein Programm von The Queen’s Six wird traditionell in einen „ernsten“ und einen eher lockeren, populärmusikalischen Teil getrennt. Und damit der polyphone, teils strenge (geistliche) Ton alter Meister wie Claudio Monteverdi oder Michael East zu Beginn dem Publikum nicht noch mehr royales, inneres Stramm-Stehen der königlichen Leibgarde abmüht führen die Sänger gewitzt und selbstironisch - natürlich auf feinstem, einstudierten Hochdeutsch! – mit Anekdoten und Hintergrundinformationen durch das Programm. So wird die Klangwelt geistlicher Gesänge, wie Sie täglich zu den Evensongs in der Schlosskapelle zelebriert werden, auch für Coldplay-Fans und weniger bibelfeste Gäste zum absoluten Hörgenuss: ungewohnt, aber vereinnahmend. Titel wie „Hence Stars, too dim of light“ von Monteverdi oder Richard Derings getragenes „Factum est silentium“ beweisen, wie transparent und intonatorisch lupenrein ein Ensemble entsprossen aus der englischen Chortradition der großen Kathedralen, die anspruchsvollen, geistlichen Werke voll Melancholie und Munterkeit dem Publikum näherbringen kann – schlichtweg beeindruckend! Allein dies hätte genügt, die erwartungsvollen Augen und Ohren zu beglücken.
Den etwas flapsigen „Spiels“ (so der englische Ausdruck für die Zwischenmoderationen) der Sängerinnen und Sänger passt sich der leichtherzigere, poppige zweite Teil des Abends an. Dass es darin nicht minder funkelnd zugeht, beweist an der Schnittstelle „Mapping the Stars“, eine Auftragsarbeit des jungen Komponisten Toby Young, das dem Programm den Titel gibt: vielteilig vereinzeln sich die farbigen Tonscherben eines kunstvollen Mosaiks über die Stimmen, die ihren Gestus oft binnen Augenblicken wechseln – das wohl am eindrucksvollsten strahlende Gestirn am Sternenhimmel über der Oberlausitz an diesem Abend. Fast Jazzig-anmutende, übermäßige Chors treffen auf beatige Bass-Arpeggios a la Limp Bizkit, stets im Wechsel zwischen Simons tiefem Bass und Louis‘ warmen Bariton. Der fast opernhafte Ton von Nicholas‘ Tenor lauert hierbei als führende Stimme zwischen Dur- und Moll-Terz mit Spannung und lässt schlussendlich der intergalaktischen Stimmenkraft des Neuseeländers freien Lauf. Man darf fragen: Steht der Dom noch?
„Dominic, der kleine, laute Tenor mit den roten Haaren“
Gestatten: die „Six“ wissen wahrlich zu unterhalten. Durch aufwendige Texte mit übertrieben langen und komplizierten Satzstrukturen aber auch mittels kleiner Gesten im neckischen Miteinander. „The Vatican Rag“ schrammt hierbei entlang der Grenze zwischen katholischem Ernst und saloppem Commercial für mehr Pop-Musik in der Kirche. Auch wenn Dominic noch so eifrig das bimmelnde. goldene Glöckchen in Nick’s Gesicht hält, hielt dessen Mimik dieser hinterlistigen Stichelei unter Freunden stand. Ganz zur Freude der Zuhörer.
Mit „sun, moon, sea and stars“ von Bob Chilcott glänzten The Queen’s Six mit einfühlsamer Stimmung und berührendem Solo. Ebenso glänzten einige Augen im Publikum sichtlich bewegt von sanfter Anmut dieses wunderschönen Satzes. Eine Hommage an das Mondlicht.
Von Helden unserer Kindheit
„When you wish upon a star“ und „A star is born“ führten danach in die Traumwelt von Disney-Filmen – wunderschöne Arrangements der bekannten Melodien ließen einen kurz in Erinnerungen der 90er Jahre schwelgen. Neben „Pinocchio“ lässt vor allem „Hercules: A star is born“ mit seinem vollen Gospelsound die Tenöre im Duett auftrumpfen bevor „Heaven is a place on earth“ (Original von 1987) uns einen „Monteverdi-Hit“ des 16. Jahrhunderts vorgaukelt. Hier changieren die Übergänge zwischen polyphoner Stimmenführung der Renaissance und für die Zeit typischen Verzierungen und Triller der Favorit-Stimme, der hohe Altus alias Countertenor von Tom Lilburn, mit dem homophonen Satzgesang der heutigen Zeit – eine wahrhaft wunderschöne Unschärfe zur Einordnung dieses sicher tausendfach gecoverten und bearbeiteten Songs der 80er.
Standing Ovations!
Die abschließenden drei Stücke von weltbekannten Pop-Sternchen sorgten für Begeisterung und Jubelrufe, beginnend mit einem eher choralen, aus der Stille heraus erklingenden Arrangement von Coldplays „astronomisch erfolgreichen Hit“ – so Toms angekündigter Bezug zum Thema der Sterne – „Viva la Vida“. Lissie brillierte mit ihrer einsamen, repetierten Refrain-Melodie zu Beginn bevor der Männerchor mit sanften und warmen Akkorden das wunderschöne Klangfundament zwischen die riesigen Säulen des Bautzner Doms goss. Innerhalb weniger Sekunden wurde klar: die Emotionalität und Ausdruckskraft der sechs musikalischen Vertreter aus Schloss Windsor hat selbst bei wenig komplexen Kompositionen alle berührt. Momente für die Ewigkeit, ein Gänsehautmoment! Hier passt das neudeutsche Wort: WOW!
Nach diesem Ruhepol endeten Lissie, Tom, Dom, Nick, Louis und Simon mit zwei Gassenhauern „aus ihrer Kinderheit, den 80ern“ das Programm. „We built this city on Rock and Roll“ von Starship und „Video killed the Radio star“ von The Buggles luden zum Feiern, Jubeln und Loslassen ein. Ein krönender Abschluss eines musikalisch sehr vielschichten Konzertabends – nach minutenlangen standing ovations und einem wirkungsvollen „God save the KING“ entließen The Queen’s Six ihr Publikum in eine laue, sternenklare Sommernacht bevor sächsische, edle Braukunst die dürstenden Kehlen der Sänger als auch des Publikums mit feinem Hopfensaft benetzten.
Danksagung
Wir danken an dieser Stelle allen Unterstützern, vor wie auch hinter der Bühne, welche diese wunderbaren Konzerte ermöglicht haben und für das Vertrauen von insgesamt über 4.500 Zuhörern, um gemeinsam solch wunderbare Stunden mit erlesener a-cappella-Kunst aus England zu genießen.
Die Tournee mit dem Programm „Mapping the Stars“ führte die Sänger nach Quedlinburg, Bautzen, Schwarzenberg (Erzgebirge), nach Havelberg, Celle und Mühlhausen und weiter bis nach St. Blasien (Schwarzwald) und Ulm. Es war ergreifend, in so viele erwartungsfrohe Augen und Gesichter zu schauen, besonders an Orten wo ein Wiedersehen nach 2019 nun endlich möglich wurde. Allein in Schwarzenberg, Havelberg, Celle und Ulm bildeten sich Einlass-Schlangen bis auf die Straßen raus: eindrucksvoll!
Großer Dank auch an die Presse, insbesondere die Mitteldeutsche Zeitung (Quedlinburg), die Freie Presse (Erzgebirge), die Volksstimme (Havelberg), die Cellesche Zeitung sowie die Ostthüringische Zeitung (Mühlhausen) für die Ankündigungen vorab sowie die wortgewaltigen Rezensionen und Lobeshymnen in den Kulturredaktionen. Ohne Ihre Unterstützung wären diese tollen Ereignisse nicht möglich gewesen.
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert
Wir von Klassik Deluxe bleiben den britischen Inseln treu: bereits im Advent besucht uns der berühmte Trinity Boys Choir aus London mit der „Englischen Weihnacht“ mit Knabenstimmen, Orgel, Kerzenschein und Lesungen zum Advent. Tickets hierfür gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Auf ein Wiederhören in Cunewalde, 19.12. Dresden 20.12. oder im Erzgebirge 21.12.
Euer/Ihr Klassik Deluxe Team
Steffen Schuster & Christian Hacker
Besetzung
- Rolle
- Mezzospran/Alto
- Name
- Elisabeth Paul, Tom Lilburn
- Rolle
- Tenor
- Name
- Dominic Bland, Nicholas Madden
- Rolle
- Bass
- Name
- Louis Marlowe, Simon Whiteley
The Queen´s Six in Bautzen 2025
„Mapping the Stars“ haben die weltweit gefeierten Sänger von The Queen’s Six aus Windsor Castle ihr aktuelles Programm getauft. Während der Titel vor allem stellare Themen aus Musik der Renaissance bis zum Pop-Hit verbindet, funkelten die sechs brillanten Stimmen ebenso sternenklar in den riesigen Kirchenräumen: a-cappella-Gesang vom Feinsten.