Rising Stars

Arcis Saxophon Quartett

St. Marien Pirna

Seite teilen

Höhenluft - kosmisch, federleicht!

Vier junge Künstler aus München beeindruckten bei Klassik Deluxe in der Pirnaer Kirche St. Marien mit musikalischer Größe: das Arcis Saxophon Quartett. Ein Höhenflug mit wetterfestem Kitt statt ikarus’schem Wachs an den Federn erstrahlte hell & fulminant zum Tag des offenen Denkmals. In unseren Breitengraden, zwischen den Felsen der Sächsischen Schweiz und dem barocken Prunk der Landeshauptstadt Dresden, wohl gänzlich unbekannt, mutete es vorab schwierig an den Kontrast lediglich vierer Saxophone mit den gigantischen Ausmaßen der Marienkirche in Beziehung zu setzen.

Und doch fand sich ein nachhaltig beeindrucktes Publikum dem erlesenen Programm aufmerksam zu lauschen.

Fotos: Marcus Hartelt

Mehrfach preisgekrönt und international ausgezeichnet haben sich Claus, Ricarda, Anne-Marie und Jure als Arcis Saxophon Quartett den Traum des gemeinsamen Spielens zur Lebensaufgabe und Hauptberuf gemacht. Die Musiker sind damit eine der wenigen Ausnahmen in der weltweiten Kulturlandschaft des noch immer zu unüblichen klassischen (!) Saxophons.

Mit dem breit gefächerten Repertoire wurden zahlreiche, auch unkonventionelle, gar innovative Schritte gewagt, um dem Titel „Rising Stars“ zu mehr als nur einem schnöden Beipackzettel für Klassik-Liebhaber zu verhelfen.

Rasch, elegant und spielerisch tanzend begann der Nachmittag in Pirna mit Mozarts Divertimento in F-Dur, eigentlich für Streichquartett komponiert, zu vier Saxophonen. Bereits nach wenigen Sekunden war bewiesen: auch St. Marien können die vier Instrumentalisten ohne Mühen akustisch füllen. Verträumte Sequenzen im 2. Satz, wie auch Jures vollmundige Bariton-Solo, erwiesen die klangliche Vielfalt dieser kompakten Kammermusik-Besetzung. Oboisch übernahmen Ricarda und Claus in Sopran und Alt die Melodieführung und verzückten das Publikum (wie zahlreiches, schriftliches Feedback im Nachgang bestätigen sollte).

„Eindrucksvoll musiziert. Ein Erlebnis!“

„Jesus is Coming“ stach in vollem Kontrast zu Mozart hervor: Komponist Velduis (*1951) experimentiert und nutzt hierfür Samples, also kleine Tonfetzen von nur wenigen Sekunden Länge von alltäglichen Geräuschen in New Yorks überfüllen Straßen: Kinder lachen (als rhytmusgebender Sound zu Beginn), ein Chor singt, Verkehr lärmt und ein Prediger berichtet lautstark von der Ankunft des Herrn. Über dieses elektronisch eingespielte Band setzt sich das Quartett kommentierend in das Geschehen, mal im Satz, mal solistisch, mal abgefreaked, mal sonor und dezent. Das Stück, so unorthodox es sich vorab las, untermalte die Grenzenlosigkeit des Quartetts: Es gibt nicht‘s dass es auch in einem klassischen Konzert nicht gibt! Grenzen verschmelzen, Dissonanzen werden konsonant - Regeln werden quasi neu geschrieben, ohne die bestehende Ordnung einzureißen.

Shostakovichs Jazz-Suite Nr. 1 bediente sich dreier Tanzformen und verarbeitete diese, unerwartet hörenswert, in einem Walzer, Polka und dem Foxtrott. Durchaus bekannte Melodien und Rhythmen durchströmen den Kirchenraum - ein faszinierendes Spektakel im wertig inszenierten Bühnenlicht und -setting, made by Arcis. So ist es eher Schulhoff (1894-1942) welcher mit fünf Stücken für Streichquartett Tonalität wie auch Virtuosität und Fingerfertigkeit auf die Spitze treibt: Abermals Tänze geben den Takt vor, doch fällt das herausdeuten von Tango, Wiener Walzer oder einer Serenade durchaus schwieriger.

 

Spätestens aber bei Gershwins „Porgy & Bess“ Suite, mit unter dem bekannten „Summertime“ ließen musikalische Empfindlichkeiten von dannen ziehen: ein Meisterwerk wie geschaffen für Arcis, um abschließend den Raum mit sattem Fortissimo und auch berührenden Wendungen und Melodien zu durchfluten. Der langanhaltende Applaus, inklusive Zugabe, gab deutlich zu verstehen: das Arcis Saxophon Quartett war eine Entdeckung wert und wird bald hoffentlich öfters auch in Sachsen zu hören sein. Die Vier vom Arcis Quartett sind gerade erst warmgelaufen, um weitere Ideen zu präsentieren.

„Das Konzert war überraschend: sehr lebendig, fesselnd, unglaublich virtuos - da Capo!“

Man darf sich kommentarlos anschließen: Wiederhören macht Freude!

Besetzung

Rolle
Sopransaxophon
Name
Claus Hierluksch
Rolle
Altsaxophon
Name
Ricarda Fuss
Rolle
Tenorsaxophon
Name
Anna-Marie Schäfer
Rolle
Baritonsaxophon
Name
Jure Knez

Rising Stars

Vier junge Künstler*innen aus München beeindruckten bei Klassik Deluxe in der Pirnaer Kirche St. Marien mit musikalischer Größe: das Arcis Saxophon Quartett. Ein Höhenflug mit wetterfestem Kitt statt ikarus’schem Wachs an den Federn erstrahlte hell & fulminant zum Tag des offenen Denkmals.